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Alte BAUMWOLLSPINNEREI Kunst. Wohnen & Arbeiten im Loft |
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Saarbrücker Zeitung, St. Ingbert, vom 26.06.2004Für und wider Umzug des Museums St. IngbertEin ganz reales Märchen - Warum die Zeit der Entscheidung gekommen istFragezeichen und Möglichkeiten des Spinnerei-Projekts: Mehrheitsverhältnisse und Geldquellenvon SZ-Redakteur Christoph Schreiner Seit zwei Jahren wird in St. Ingbert über die Zukunft des zweitwichtigsten saarländischen Museums diskutiert. Soll das Museum St. Ingbert in die denkmalgeschützte Alte Baumwollspinnerei umziehen? Ein Gutachten des früheren Direktors des Saarland Museums, Georg W. Költzsch, befürwortet dies vehement. St. Ingbert. Musste man sich nicht wundern, dass die Kulturamtsleiterin, der man hier einen ausgeprägten kulturellen Arrondierungsgeist unterstellen müsste, tat, als sei das sehr konkrete Umzugskonzept für die St. Ingberter Weisgerber-Sammlung nur Teil einer Märchenstunde? Müsste die erste Kulturfrau der Mittelstadt nicht Maximales betreiben, um das Bestmögliche zu erreichen? Stadtplanerische Impulse Ingrid Roberts aber bemühte gleich zu Anfang der gut besuchten Diskussion am Wochenende über Für und Wider eines Umzugs des Weisgerber Museums - aus dem ehemaligen Landratsamt in die Luftlinie einen Kilometer entfernte, seit 1992 denkmalgeschützte Alte Baumwollspinnerei - das Bild der Fee. Der könne man zwar kulturfromme Wünsche übermitteln, ihre Erfüllung aber müsse man wohl abschreiben. So lange jedenfalls, wie man auf keine Fee mit prall gefülltem Geldsack treffe. Im Übrigen befinde sich die Baumwollspinnerei, so Roberts, "in einer städtebaulichen Totlage". Auch überfordere man ein Museum, wenn es einen solchen Ort beleben solle. Eine Einschätzung, die auf dem Podium viel Widerspruch fand. Architekt Markus Otto, der sich seit Jahren mit St. Ingbert beschäftigt, wetterte gegen den Kleingeist derartiger Verhinderungsstrategien. Ähnlich wie damals in Saarbrücken der Karstadt-Neubau den darbenden St. Johanner Markt befördert habe, könne die Spinnerei stadtplanerisch Impulse setzen. Für die Skeptiker und Projekt-Bremser auf dem Podium, die sich selber lieber Realisten nennen, - neben Roberts der bekennende Umzugsgegner Landrat Clemens Lindemann (SPD) - ist die ungeklärte Finanzierung des Museumsumzugs A und O der inzwischen gut zwei Jahre währenden Debatte. Nicht ohne Grund. Am Ende wird das Geld entscheiden. Insoweit vergab der von Anke Schaefer (SR) moderierte Abend die Chance, schon mal einen Lackmustest machen. Also einen Kassensturz zu versuchen. Und etwa den Fraktionschef der CDU im Stadtrat, Markus Gestier, in die Pflicht zu nehmen (siehe zweiten Text). So aber beschworen die Befürworter eines Umzugs lieber nur das unerhörte Potenzial, das die Baumwollspinnerei als Kulturort ohne jeden Zweifel hat. Die geldwerte Umsetzung desselben erklärten sie erst mal zur Nebensache. Nach dem Motto: erst die Vision, dann die Realisation. Nur: Die Vision ist (glücklicherweise) längst vom Himmel auf den Boden geholt. Denn: Der Eigentümer der auf drei Etagen 10000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche umfassenden Spinnerei, der Saarbrücker Galerist Werner Deller (k4 Galerie), hat längst ein sehr konkretes Nutzungskonzept vorgelegt. Deller will der Stadt eine Etage für das Weisgerber-Museum überlassen. Eine weitere sieht er für seine Galerie vor. Die dritte Etage soll eine Zunfthalle beherbergen, die hochwertige (Design-)Produkte vertreibt. Ein Nutzungsangebot der Zunft AG Stuttgart liegt vor. Mit anderen Worten: Was Deller anbietet, hat Hand und Fuß. Költzschs Umzugsplädoyer Die Zukunft der Baumwollspinnerei als Museumsort wäre gleichwohl schnell beendet, hätte der von der Weisgerber-Stiftung mit einem Gutachten zum Für und Wider des Umzugs beauftragte frühere Direktor des Saarland Museums, Georg W. Költzsch, sich darin gegen eine Verlagerung ausgesprochen. Zwar wird Költzsch seine Expertise erst im Laufe des Juli vorlegen. Trotzdem outete er sich an diesem Abend als glühender Befürworter eines Neuanfangs. Das Projekt Spinnerei begreife, darin sehr zeitgemäß, ein Museum "nicht als statische Einrichtung". Und: Das Raumangebot dort (ein 2000 Quadratmeter messender Ausstellungsraum) sei ideal, um ein Credo heutiger Museumsarbeit einzulösen: "Wer heute faszinieren will, braucht faszinierende Inszenierungen." Insoweit hatte SR-Mann Dietmar Schellin Recht, der mit Blick auf die Feen-Metapher meinte, er glaube gern an Märchen. cis
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